HathorsCH
Neo NoireCH
Brot und Spiele: Sie taufen ihre neue Platte «Panem et Circenses»!
Das Artwork spiegelt all das wider, was von ihm eingepackt und angepriesen wird. Voller Widersprüche fasziniert es und zieht die Blicke auf sich. Absolute Schönheit wird zerstört und wild übermalt. Farbenfroh und doch gleichzeitig bedrohlich dunkel. Wild, ungezügelt; aggressiv und kraftvoll... Realismus vs. Kunst. Popkultur vs. Underground.
Und das sind HATHORS auch musikalisch. Widersprüche auf allen Ebenen. Das Gegenteil von stromlinienförmig. Grosse Melodien und catchy Hooklines, aber diese werden rausgerotzt und von Gitarren zersägt. Auch hier wird absolute Schönheit zerstört und wild überspielt. Es riecht nach Garage, nach Rock, nach ursprünglichem Punk und dem Grunge, der alten Amphetamine Reptile oder Subpop-Alben entsprungen sein könnte. Eine alte Liaison, die ästhetisch und musikalisch nicht zu verstecken ist und HATHORS meinen hier sicher nicht die Alben und Bands, die heute auf H&M-Shirts zu sehen sind und weltweite Superstars wurden.
Doch bei aller Ablehnung und spröden Erscheinung, wissen die drei Schweizer genau was zu tun ist. So frei und unbedarft Vieles scheint, sollte man sich nicht von den sympathisch lächelnden Typen täuschen und zum «Pfeffi» einladen lassen. Hier ist wenig dem Zufall überlassen. DIY in Reinkultur. Die Band ist international vernetzt. Deutsches Label, Schweizer Management, Aufnahmen in Brighton. Hunderte von Shows in Europa, und auf den grossen Festivals weltweit. So bspw. beim CMJ in New York, Eurockéennes, Montreux, Wacken oder dem Stoned From The Underground. Und was einen im Club auf der Bühne erwartet, sagen die elf Songs des dritten HATHORS Album «Panem Et Circenses» deutlich und muss kaum in Info-übliche Floskeln niedergeschrieben werden...
«Das Album ist das erste mit Raphael an den Drums, womit sich auch das Songwriting änderte und effizienter wurde», so Marc Bouffe (Sänger und Gitarrist) und weisst drauf hin, dass «bei einem Trio jeder Bestandteil wichtig ist und die Drums ein tragendes Element einnehmen. Alles wurde im Vergleich zum Vorgänger noch frisch aufgenommen, ohne etliche Male neu zu arrangieren.» Vom 2011er Debut-Album über das 2014er «Brainwash» bis hierhin, gleicht «die Entwicklung einem Pendel das anfangs etwas unkoordiniert ausschlug und nun immer mehr seine Mitte findet.» Man hat sich gefunden. Detailverliebtheit mischt sich mit Spontaneität, der Charme der Band zügelt nie die Wut und Energie. Vielschichtiges Songwriting und grosse Abwechslung zeichnen ein Album aus, das schnell mitreisst, aber auch kräftig vor den Kopf stossen kann.
Und auch textlich ist die Band gewachsen und hat etwas zu sagen. Schon der Titel zeigt die Richtung an. «Panem et circenses», lateinisch für «Brot und Spiele». «Auch heute noch Strategie politischer oder industrieller Machthaber, das Volk mit Wahlgeschenken und eindrucksvoll inszenierten Großereignissen von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken», so Marc über den Titel, der «gleichzeitig auch eine abgestumpfte Gesellschaft kritisiert, deren Interesse über elementare Bedürfnisse und niedere Gelüste nicht hinausgeht». Und dennoch will man sich auch hier nicht festnageln lassen und sich als politischer Texter sehen. Politisch, sozialkritische Aussagen stehen düsteren Stories über zerbrochene Freundschaften gegenüber, wie auch «Herzschmerz durchaus eine Inspirationsquelle sein kann». So sind sie, Realismus vs. Kunst. Popkultur vs. Underground.